Die Treichler-Stube im Ortsmuseum Mühle
Mühle/Sagi

Pétua-Gemälde in der Treichler Stube

Elf Werke von vier Zürcher Malern

Ab August 2024 in der Mühle Maur

Vier Zürcher Maler kommen hier versammelt zur Anschauung. Seit 2024 sind von den Museen Maur elf Bilder, davon zehn von der Künstlerfamilie Léon, Jeanne und Léonie Pétua, in der Treichler-Stube permanent ausgestellt. Sie erweitern das rustikale Wohnzimmer zum künstlerisch eingerichteten Innenraum von festlichem Charakter.

Léon Pétua (1846–1920)

Léon Pétua im Alter von 57 Jahren
Léon Pétua im Alter von 57 Jahren

war ein Porträtist, Genre- und Landschaftsmaler aus Besançon, der die Tradition der Akademiekunst mit der Pleinairmalerei zu einem persönlichen Stil vereinigte. 1875 wurde er an das Technikum in Winterthur, das erste der Schweiz, als Zeichenlehrer berufen. Hier unterrichtete der Künstler Generationen von künftigen Technikern, Chemikern und Geometern mit natürlicher Autorität und seltenem pädagogischen Verständnis bis 1915. Emil Bollmann schilderte 1939, wie sein Lehrer auf Richtigkeit der Form grösstes Gewicht legte: «Geschah das nicht, so konnte er sich gelegentlich in seinem köstlichen, gebrochenen Deutsch unwillig ereifern: Sie nicht so zeichnen, wie wenn die Linie ist angefressen vom Mause!» Der Künstler bewohnte mit Augustine Olympe geb. Boucheron (1853–1906) und vier Kindern die Villa Schanzengarten in Winterthur, Büelrainstrasse 15, ein um 1740 errichtetes Landhaus. Der Sohn Auguste Hypolite Pétua-Omlin (1880–1962) wurde Architekt, die Töchter zeigten alle künstlerisches Talent. Ein Schlaganfall setzte dem Leben dieses «in seiner Kunst völlig aufgehenden Menschen, eines überaus verständnisvollen Lehrers, eines geitstreichen Erzählers und eines geschätzten Gesellschafters ein plötzliches Ende», wie es der Schwiegersohn Heinrich Treichler-Pétua mit prägnanten Worten zusammenfasste.

Werke

  1. Marie Pétua mit Puppe im Alter von fünf Jahren
    Öl auf Holz, datiert 1889
  2. Alter Bauer in der Wehntaler Sonntagstracht
    Öl auf Leinwand, nicht datiert (um 1890)
  3. Dorfpartie in Wülflingen
    Öl auf Leinwand, nicht datiert (um 1900)
  4. Gartenhaus der Villa Schanzengarten
    Öl auf Holz, datiert 1901 (Neuerwerbung 2005)
  5. Villa Schanzengarten in Winterthur
    Öl auf Holz, datiert 1903
  6. Jeanne Pétua an der Staffelei im Park vom Schanzengarten
    Öl auf Holz, nicht datiert (um 1905)

Jeanne Pétua (1881–1963)

war Malerin und Illustratorin, Schülerin ihres Vaters. 1900 erlangte sie das Zeichenlehrerdiplom für schweizerische Fortbildungsschulen, seit 1902 trat sie an Ausstellungen als Künstlerin hervor. 1910 übersiedelte sie nach Paris, wo sie nach dem Ausbruch des Weltkriegs 1914 dauernd residierte.

Werke

  1. Léon Pétua im Alter von 57 Jahren
    Pastellmalerei auf Karton, datiert 1903
  2. Marie Pétua im Alter von 21 Jahren
    Pastellzeichnung auf Papier, datiert 1905
  3. Bauernkind mit der zahmen Dohle «Dodo»
    Öl auf Leinwand, nicht datiert (um 1912)

Léonie Pétua (1885–1955)

war seit 1909 Zeichenlehrerin an der Mädchensekundar- und höheren Töchterschule in Winterthur, seit 1913 mit Friedrich Luchsinger verheiratet. Sie malte Porträts und Landschaften in Aquarell und Pastell. Die beiden Töchter Lily und Nelly, 1914 und 1918 geboren, lebten später verheiratet in Avignon und London.

Werk

  1. Drei Kinder in einem Gruppenporträt
    Pastellmalerei auf Papier, datiert 1903 (Neuerwerbung 2022)

Hermann Hinderling (1853–1936)

war Porträtist, Genre-, Historien- und Landschaftsmaler. Aufgewachsen in Maur, wurde Hinderling am Polytechnikum in Zürich zum Künstler ausgebildet und reiste 1873 nach Paris, wo er als Holzstecher sein Brot verdiente und als Schüler des Historienmalers Jean-Léon Gérôme erste Bilder malte. Von 1884 bis 1919 unterrichtete er an der oberen Realschule in Basel Knaben vom 10. bis 14. Altersjahr im Freihandzeichnen. Seit 1887 mit Luise Fanny Kägi verheiratet, Tochter des Pfarrers in Maur, wurde Hinderling Vater einer achtköpfigen Kinderschar. Als nicht professioneller Maler blieb er konservativ beim akademisch geschulten, soliden Handwerk in einer humanen Ausdruckswelt, die auch das religiöse Geschichtsbild umfasste.

Werk

  1. Zwölf Knaben mit ihrem Lehrer beim Frühgebet vor Beginn des Unterrichts in einem Schulzimmer der oberen Realschule in Basel
    (bis 1903 im Falkensteinerhof am Münsterplatz 11), Öl auf Leinwand, datiert 1900 (Schenkung von Dorothea Hinderling, Enkelin des Künstlers, 2009)